Sogar der Himmel weinte

Stoplersteine putzen und Gedenken am 9.11.2015

Wie jedes Jahr, seit 2006 die sogenannten Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig in Leipzig gelegt wurden, gedenken wir (, die Genossinnen und Genossen der Basisorganisation 107 sowie Mitglieder des Bürgervereins Leipziger Ostvorstadt e.V.) den meist Jüdischen Bürgern im Leipziger Osten, die während des Deutschen Faschismus verfolgt und häufig deportiert und ermordet wurden. Im Laufe der Zeit hatten wir die Aufgabe, fünf Gedenksteine in unserem Wirkungsgebiet zu putzen und an folgende erschütternde Schicksale zu erinnern:

-Dresdner Str. 14 (Haus existiert nicht mehr) für Beate Cäcilie Kranz, die wegen fehlendem Namen „Sara“ denunziert und in Auschwitz ermordet wurde;

-Dresdner Str. 30 für den Chefarzt im Israelitischen Krankenhaus in Dösen Dr. med. Otto Michael, der in Teresienstadt schwerkrank verstarb;

-Lilienstr. 17 für Arnold Muscatblatt einem vermutlich Elektomeister und Lehrer in der Jüdischen Gemeinde; -Inselstr. 9 für Bankdirektor Paul Heinrich Salomon Isenstein, der wegen permanenten Demütigungen den Freitod wählte;

-Reudnitzer Str. 2 für den im KZ Sachsenhausen ums Leben gekommenen polnischen Juden Feiwisch Felix Kern.

In den Jahren zuvor konnten wir uns aufteilen, um noch an den zentralen Gedenkveranstaltungen teilnehmen zu können. 2015 zeigte sich aber leider vollends die sich entwickelde Misere sowohl vieler Basisorganisationen der Partei als auch Vereinen, die Überalterung bzw. das Fehlen von jüngeren Aktiven. Schmerzlich vermissten wir die zu Lebzeit emsigen Genoss.innen wie Gerda Uhlig und Gottfried Fleischhammer aber auch andere, die wegen Krankheit oder wichtigen Terminen nicht helfen konnten. So trabten nach 16 Uhr nur der unermütliche Herr Schöne (BV-Mitglied und Kümmerer nicht nur des Leipziger Ostens) und ich trotz Regen und Erkältung die o. g. Gedenkstätten ab, um Blumen und Kerzen zu platzieren und mit Elsterglanz zu wienern. Es freute uns, einige Steine glänzten bereits und der in der Inselstraße war mit Kerze und Rosen verziert. Was uns wie jedes Jahr störte war das Desinteresse der Passanten und auch Anwohner, da hilft auch keine Postkartenaktion. So packten wir die zum Vorlesen mitgebrachten Lebensläufe ungenutzt wieder ein. Auch wenn die BO sich nicht mehr regelmäßig trifft und der Bürgerverein sich wegen plötzlicher Kündigung des Mietvertrages im Vereinshaus Leipziger Osten, Dresdner Str. 82 eine neue Bleibe suchen muss, wir dürfen nicht aufhören zu gedenken und zu mahnen (und das nicht nur am 09.11. jeden Jahres)! Denn wieder suchen unaufgeklärte hasserfüllte Wutbürger Schuldige und schrecken auch nicht mehr vor Straftaten zurück.

Monika Müller
BO 107