Oberbürgermeister Jung auf Geisterfahrt am Rande des Sumpfes
Stinkt der Akteninhalt zum Himmel, trägt das Archiv keine Schuld
Endlich erregen den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung die einschlägigen landespolitischen Vorgänge mit Sprengkraft. Dass er nach Wochen der Sprachlosigkeit meint, hinsichtlich der kriminellen und korruptiven Netzwerke in Sachsen dahingehend einen Ansatzpunkt gefunden zu haben, indem er von einer Affäre des Verfassungsschutzes spricht, ist allerdings höchst merkwürdig.
Stinkt der Akteninhalt zum Himmel, trägt das Archiv keine Schuld
Endlich erregen den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung die einschlägigen landespolitischen Vorgänge mit Sprengkraft. Dass er nach Wochen der Sprachlosigkeit meint, hinsichtlich der kriminellen und korruptiven Netzwerke in Sachsen dahingehend einen Ansatzpunkt gefunden zu haben, indem er von einer Affäre des Verfassungsschutzes spricht, ist allerdings höchst merkwürdig. Jung sollte sich nicht wundern, dass die Linkspartei den ermittelten Inhalten mehr Aufmerksamkeit schenkt und vorerst weniger den Ermittlern. Es sollte ehrlicherweise immer noch gelten, dass kein Skandal des Archivs vorliegt, wenn der Inhalt zum Himmel stinkt, der im Archiv abgelegt ist.
Wichtige Informationen über die Organisierte Kriminalität in Sachsen können nicht deshalb von der Linkspartei ignoriert werden, weil sie in Wahrnehmung ihrer politischen Verantwortung als Opposition im Landtag das Gesetz für verfassungswidrig hielt, das dem Verfassungsschutz seit Anfang 2004 das Sammeln dieser Daten vorübergehend erlaubte. Es ist deshalb dreist und grenzt an eine Geisterfahrt am Rande des Sumpfes, wenn das Leipziger Stadtoberhaupt via LVZ-Interview Entrüstung mimt und der Linkspartei eine bigotte Haltung zum Staat andichtet.
Unbeschadet der pseudoreligiösen Verbrämung dieser absurden Vorwürfe mit dem Bannstrahl der Bigotterie durch den studierten Religionslehrer Jung waren es bekanntlich höchst irdische Fallkomplexe, die der Verfassungsschutz da ins Visier nahm. Nicht zuletzt deshalb hat ja auch die SPD-Landtagsfraktion am Donnerstag dem Untersuchungsausschuss den Weg frei gemacht.
Es könnte im übrigen der Leipziger Oberbürgermeister in eigener Sache manches zur Aufklärung beizutragen, wie alle aufgeweckten Leipziger in dieser Woche in diversen Medienberichten nachlesen konnten. Sein eigenartiges Verhältnis zu dem schillernden Leipziger Bauunternehmer Steffen Göpel bietet genug Anlass zu allerlei interessanten Mutmaßungen, z.B. aus welchen dubiosen Immobiliengeschäften - mal mit der LWB und mal ohne sie - die sagenhaften Geldbeträge jenes Mannes stammen und wo sie in der Vergangenheit teilweise hinflossen.
Und noch eines: ein Oberbürgermeister, der eine politische Großbaustelle nach der anderen aufreißt, kann leicht den Überblick verlieren, welche strategischen Ziele der Kommunalpolitik wirklich wichtig sind. Ob er allerdings die CDU als geeignete Vollzeit-Bauhilfsarbeiter heranzieht, sollte sich Burkhard Jung in seinem gerade anbrechenden Urlaub in aller Ruhe sehr genau überlegen.