Weihnachtswichteln 2016

Im November und Dezember 2016 startete die LINKE/ SBV NO ihre alljährliche Spendenaktion zum Jahreswechsel. Gerade dann, aber auch zu anderen Gelegenheiten, ist es auch uns ein großes Bedürfnis für ein soziales Projekt konkrete Hilfe zu leisten.

Wie so oft fiel uns die Auswahl auch diesmal nicht leicht.

Wie wir aus persönlichen Gesprächen erfahren hatten, gab es in unsrer Nähe eine Unterkunft für unbegleitete jugendliche Migranten. Zwanzig junge Männer zwischen 15 und 18 Jahren und meist aus dem afrikanischen Raum waren in der Leonhard-Frank-Straße untergebracht. Alle besuchen zurzeit Deutschkurse, um sich so eine Grundlage für künftige Integration zu legen. Mit viel Fleiß und Hingabe sind sie dabei, wie wir später selbst erfahren konnten.

Also beschlossen wir in Absprache mit der Heimleitung für die Jugendlichen „Lernpakete“ zu packen. 200 € konnten wir in den Spendentopf sammeln. Dann ging das Einkaufen los. Möglichst preiswert und trotzdem auch zahlreich sollten die Lernutensilien sein. Von der Wühltasche über Kugelschreiber bis hin zum Radiergummi – vieles fand am Ende den Weg in eines der liebevoll verschnürten Pakete. Natürlich durfte auch etwas Süßes nicht fehlen. Als die 20 Pakete verpackt waren, staunten wir nicht schlecht wie schwer unser Geschenke-Berg war. Zum Glück fanden sich dann zur Übergabe einige unsrer Junggenossen ein, die beim Transport halfen.

Wie groß war die Freude bei den Jungs, als wir schwer beladen am Nachmittag des 24. Dezember in der Unterkunft eintrafen. An der schön dekorierten Tafel hatten alle Platz genommen und warteten wie die Kleinen sehnsüchtig auf den Weihnachtsmann, selbst die, welche aus anderen Kulturkreisen kamen und sonst eher nicht so vertraut sind mit unsrer Tradition. Aber es hatte sich wohl schon herum gesprochen, dass der Weihnachtsmann auch für jeden eine Überraschung im Gepäck hatte. Aber diese gab es nicht ganz ohne Anstrengung, denn jeder musste zuvor 

ein kleines Gedicht ansagen. Das war für manch einen ganz schön schwer, aber wir haben bei all den Versprechern auch herzlichst gelacht.

Für uns, die wir bei der Übergabe dabei waren, bleiben die leuchtenden Augen und das herzliche Dankeschön der allerschönste Lohn. Mal schauen, wen wir in 2017 mit unsrer vorweihnachtlichen Spendenaktion beglücken werden. Bestimmt fällt uns auch dann wieder ein lohnendes Projekt ein.

 


P. E.

 

 

 

Stadtteilentwicklung fördern – JA! Aber nicht auf „Teufel komm raus“!

In letzten Stadtteilboten des Jahres 2013, herausgegeben vom Bürgerverein Schönefeld, befand sich auch ein Artikel, der sich mit der infrastrukturellen Entwicklung in Schönefeld, insbesondere mit dem geplanten Standort Gymnasium Gorkistraße, befasste. Leider so einseitig, dass man von einer neutralen Berichterstattung meilenweit entfernt ist. Bürger/innen von Schönefeld haben ein Recht auf umfassende Berichterstattung zu solchen wichtigen und zukunftsweisenden Fragen. Dazu gehören auch Informationen zu konträren Standpunkten, damit man sich eine eigenständige Meinung bilden kann.

Ich selber habe mich seit –zig Jahren vehement für eine nachhaltige Aktivierung dieser beiden Schulstandorte in der Gorkistraße 15 und 25 eingesetzt, nehmen sie doch auch unter historischem Gesichtspunkt, immerhin wurden sie bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, ein ganz besondere Stellung im Stadtteil Schönefeld ein. Selbst die Unterbringung eines technischen Rathauses für ganz Leipzig war zeitweise in den vergangenen Jahren im Gespräch. Kaum eine/r wäre also nicht für den Erhalt bzw. eine denkmalsgerechte Sanierung dieser Gebäudesubstanz.

Aber bitte nicht um jeden Preis! Hier muss man ganz ohne Populismus sehr realistisch herangehen. Investitionsprojekte die zum „Fass ohne Boden“ werden, haben wir in Leipzig genug. Und Aufwand und Nutzen müssen sich die Waage halten. Das darf nicht auf Kosten anderer ebenso wichtiger Investitionen gehen.

Wenn es also in ganz Leipzig bei den Schulen einen offiziellen Investitionsstau von 500 Millionen Euro gibt muss man sich schon fragen, ob es dann nicht endlich besser wäre genau diesen zuerst zu beseitigen. Wenn da an die unsäglichen Bedingungen z. Bsp. in der Astrid-Lindren-GS denke, kaputte Fenster, marode Toiletten u .v m. , dann finde ich, hier sollte zuerst Handwerker-Hand angelegt werden.

In der zurückliegenden Haushaltsdiskussion wurde ganz klar, dass auch ohne abgewendete Haushaltskürzung bezugnehmend auf geplante Baumaßnahmen im Bereich Schulen und Kindergärten im Vergleich zu den Vorjahren mit einem Rückgang gerechnet werden muss, da Sonder-Förderprogramme ab diesem Jahr entfallen. Also werden in ganz Leipzig auch zukünftig nur geringe Reparaturen an Schulen und Schulsporthallen erfolgen können, zumal da auch noch das anspruchsvolle und kostenintensive Brandschutzprogramm bis 2015 an 62 Schulen   -zig Millionen mehr benötigen wird, die ebenfalls aus dem „Schul-Sanierungs-Topf“ kommen.

Unter solchen gesamtstädtischen Gesichtspunkten dürfen verantwortliche Entscheidungsträger eben nicht nur „ihren“ Stadt- und Wahlkreis ins Auge fassen, nach dem Motto, die Hauptsache bei uns bewegt sich was. Und vielleicht auch nach dem Motto: „Egal was kommt; wird der Bau erst mal begonnen, wird er schon irgendwann auch beendet, egal wer die Zeche dann zahlt.“ So gedacht in völlig unsolidarisch gegenüber anderen Stadtteilen, die unter ähnlichen Problemen wie die Schönefelder/innen leiden.

So toll die Idee von einem Gymnasium in der Gorkistraße auch ist, so muss sich Jedermann und Jederfrau doch auch fragen, ob dies wirklich aus haushaltsplanerischer Sicht Sinn macht, zumal schon im Schuljahr 2013/14 fast 100 Schülerinnen und Schüler aus ganz Leipzig in das Engelsdorfer Gymnasium, das Gustav-Hertz-Gymnasium und das Brockhaus-Gymnasium gelenkt werden mussten.

Dabei haben wir hier anfallende Beförderungskosten noch gar nicht mitgerechnet.

Und derzeit gibt es beim Brockhaus-Gymnasium, welches besonders für Schönefelder Schüler/innen sehr gut erreichbaren ist, noch mindestens sechs ungenutzte Unterrichtsräume.

Warum also „auf Teufel komm raus“ so teuer wie geplant oder vielleicht auch noch viel teurer sanieren, statt erst einmal die 20. Mittelschule und Astrid-Lindgren-GS gründlichst zu modernisieren und das Umfeld gleich dazu.

Unbedingt erwähnt werden sollte auch der Umstand, dass der Freistaat Sachsen bei der Nichterreichung der Auslastungskriterien der Stadt die Mitwirkung bei der Entscheidung für zu erhaltende Schulstandorte entziehen kann, denn wer zahlt bestimmt! Kommt also ein 4. Gymnasium nach NO ist die Gefahr der Schließung eines Standortes längerfristig nicht unreal.

Deshalb: Nachfragen und Vor-(aus)denken sollte nicht nur in Wahlzeiten Pflicht von Kommunalpolitikern und Normalbürgern sein. Hier sollte es eben nicht nur um Punkte beim Wahlvolk gehen, nicht ganz zufällig legen sich hier bestimmte Abgeordnete so intensiv ins Zeug, sondern um Weitsicht und  Nachhaltigkeit.

Dann ist es einfach unredlich den Bürger/innen vorzuenthalten, dass das geplante Gymnasium Gorkistraße nachweislich in beiden Gebäudeteilen mit Hausschwamm befallen ist. Es ist allgemein bekannt, wie aufwändig eine solche Beseitigung werden wird. Bereits jetzt ist die im Haushaltsplan eingestellte Bausumme von  17 Millionen € um 27,3 % höher als erste Überschlagsplanungen. Die Fachleute wissen bereits jetzt: Auch die 16,7 Millionen werden nicht reichen! Also: Wie teuer wird die Sanierung am Ende wirklich??? Die Kosten runter rechnen - damit haben gewisse Leute, wie wir alle schmerzlich wissen (siehe City-Tunnel), ja sehr positive Erfahrungen. Für mich ist dies allerdings kein Nachahmungsgrund.

Neben all den schulorganisatorischen Fragen gibt es aber weitere offene Fragen:

  • Wo werden die zukünftigen Schüler des Gymnasiums an der Gorkistraße zukünftig den Sportunterricht ahttp://www.linksfraktion-leipzig.de/typo3/clear.gifbsolvieren?
  • Was wird die neue Turnhalle, der neue Sportplatz kosten?
  • Wird es für die dann veränderten Schülerströme ein neues Schulwegsicherheitskonzept geben? Welche Kosten entstehen hierfür und womit werden sie gedeckt?

Weder in der mittelfristigen Haushaltsplanung noch im Haushaltsplanentwurf 2014 sind derzeitig Mittel dafür vorgesehen. Wie also soll dies finanziert werden?

Natürlich bin auch ich mir sicher, dass dieses Gymnasium an diesem Ort viele positive Impulse für eine ausgewogenere Entwicklung unsres Stadtteiles geben wird.

Aber bei diesen vielen offenen Fragen ist es eben nicht sehr verwunderlich, dass gerade die Fraktion DIE LINKE im Stadtrat einem Baubeschluss für das Gymnasium Gorkistraße die Zustimmung verweigerte. Und das finde ich richtig so, gerade weil wir ein soziales Gewissen haben, dem auch der Solidar-Gedanke nicht fremd ist.
Hätte irgendjemand in der Stadt all diese Fragen, die bereits während der Beratung zum Planungsbeschluss durch linke Stadträte gestellt wurden, beantworten können, dann hätte es diese Antworten gegeben. Aber sie sind bis heute nicht beantwortet.

Darauf kann sich nun wirklich jede/r seinen Reim machen.

Nichtsdestotrotz - ich werde mich wie gewohnt für die Belange unsres Stadtteils einsetzen, wenn ich auch manchmal zu bestimmten Dingen eine eigene Meinung habe. Das habe ich in der Vergangenheit oft genug unter Beweis gestellt.

 

Petra Ertel, Vorsitzende des OV Schönefeld/ Die LINKE

Menschlichkeit statt Demagogie! Solidarität statt Hetze!

Das was ich persönlich am Abend des 18.11. mitten in Schönefeld erlebte, hat mich tief betroffen gemacht und lässt mich nachts nicht schlafen.

Wie viele Bürgerinnen und Bürger von Schönefeld sich zu hinter die menschenverachtenden Darlegungen der Rechten stellten hat mich sehr negativ überrascht. Das hat sicherlich nicht nur mit Sozialneid und verfehlter Informationspolitik zu tun, sondern dafür gibt es viele, zum Teil auch hausgemachte Gründe. Allerdings gibt es auch viele Leute die sich über die ganzen politischen Dimensionen der Migrationsproblematik kaum bis gar keine Gedanken machen oder nur sehr bruchstückhaft und dabei viele Hintergründe einfach ausblenden.

Das ist ja auch viel einfacher und dies kann ich manchem, der von eigenen Existenznöten tagtäglich betroffen ist, nicht einmal verdenken.

 

Aber dass sich Eltern dazu hinreißen lassen, ihre Kinder zu menschenverachtenden Denkweisen zu erziehen, dafür habe ich keinerlei Verständnis. Wenn ein Kind auf meine Frage „Warum bist du heute hier?“ antwortet, „Ich will diese Kanacken nicht in der Nachbarschule:“ und die Mutter auf meine Frage „Wovor haben Sie eigentlich Angst?“ nur sagt „Die haben hier nichts zu suchen. Das sind keine Menschen.“, dann weiß ich sehr genau wie tief ein Teil der Schönefelder/ innen bereits gesunken ist. Zu viele, vor allem zu viele die schon gar nicht mehr zuhören wollen.

 

Mag die Entscheidung, diese 120 Asylbewerber neben einer Grundschule unterzubringen, vielleicht nicht die glücklichste Lösung sein; mag sein, man hätte ein, zwei Tage eher mit BürgerInnen ins Gespräch kommen müssen, können, sollen…; mag sein es gibt dort nicht die optimalsten Bedingungen für die Asylbewerber_innen, die aber sicherlich froh sein werden überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, mag es vielleicht noch mehr Argumente geben, die für einen anderen Standort sprechen, der aber bereits geprüft wird -  letzten Endes geht es nur darum, welche ganz persönliche Einstellung Jeder/ Jede unter uns zur ganz allgemeinen Problematik des Umgangs mit ausländischen Mitbürgern hat.

 

Selbst wenn meine Kinder heute noch eine Schönefelder Schule besuchen würden,  hätte ich ihnen nur eines zu sagen:

„Hier kommen Menschen in Not. Sie mussten aus ihrer Heimat fliehen; vor Krieg, vor sozialem Elend, vor politischer Verfolgung. Das tut niemand freiwillig. Mit fast leeren Händen kommen sie hier in der Fremde an, nach langen Irrfahrten durch –zig Auffanglager, und hoffen auf etwas Wärme und Geborgenheit. Lasst uns diesen Menschen ein aufrichtiges Willkommen bereiten. Lasst uns ihnen helfen wo es geht – mit einem freundlichen Blick, mit einer netten Geste, vielleicht mit gemeinsamem Spiel oder einem Bonbon, das ihr durch den Zaun reicht.“

 

So würde ich mit meinen Kindern sprechen, anstatt die Angst vor Menschen zu schüren, die ich noch nicht einmal kenne, also nur von irgendwelchen Vorurteilen geschürt.

 

Selbst die „Armen“ unter den Deutschen haben in ihren vier Wänden mehr als jede/r zum Überleben braucht. Das Mindeste was wir von unsrem Wohlstand abgeben können, ist doch menschliche Wärme. Und der Eine oder die Andere vielleicht sogar noch etwas mehr.

 

Vor 60, 70 Jahren mussten aus Gründen die das faschistische Deutschland zu verantworten hat, viele Millionen Deutsche ihre Heimat verlassen. Aus ähnlichen Gründen wie heutzutage Menschen bei uns Asyl suchen. Vielen wurde in ihrer neuen Wahlheimat mit Skepsis und Argwohn empfangen, anderswo mit offenen Armen. Je nach dem, in welcher Situation sich die Einheimischen selbst befanden.

 

Auch für deutsche Emigranten war es nie leicht ihre Heimat zu verlassen und anderswo einen Neuanfang zu versuchen. Aber sie haben es geschafft und so leben heute in der ganzen Welt Menschen mit deutschen Wurzeln. Dort sind Deutsche Ausländer. In Zeiten der umfassenden Globalisierung sollte es nirgendwo eine wesentliche Rolle spielen, mit welchen sozialen, ethnischen  bzw. kulturellen Wurzeln jemand seinen Lebensmittelpunkt sucht und ausfüllt.

 

Und noch etwas: Tägliche Nachrichten beweisen es eindrücklich - eine populistisch heraufbeschworene, als zwanghaft angesehene Kriminalität von ausländischen Mitbürgern steht in krassem Widerspruch zur bundesdeutschen Realität, dass man nämlich nicht einmal seinen engsten deutschen Nachbarn trauen kann, wenn es um die Frage geht, ob jemand die allgemeingeltenden gesellschaftlichen Normen eines menschlichen Miteinanders beachtet oder eben auch nicht. Da sprechen tägliche Verbrechen Deutscher an Deutschen (Vergewaltigung, Mord, Pädophilie u. v. m.) eine leider allzu deutliche Sprache. Die Nationalität ist eben überhaupt kein Garant für ein Leben ohne Angst und Schrecken. Also, was soll dieses Vorurteil gegenüber Ausländern. Jeder Mensch sollte seine Chance bekommen in einer offenen Gesellschaft anzukommen und diese mit seinen Fähigkeiten zu bereichern.

 

Wenn wir nur den einen Gedanken der Rechten zu Ende denken würden, „Ausländer raus aus Deutschland!“, dann würden wir Deutschen uns ganz schön dumm umschauen, an welchen lebenswichtigen Ecken und Enden in unsrer reichen Republik auf einmal Keiner mehr wäre, der den Deutschen den Dreck wegmacht oder ihre Dienstleistungen des Alltages erbringt. Natürlich zu Dumpinglöhnen. Es gibt da so einige die lieber von Sozialhilfe leben, anstatt solche Arbeiten für wenig Geld zu machen. Aber auch das ist ein hausgemachtes „deutsches“ Problem. Gleiche Rechte für alle sollte unsre Forderung sein, einschließlich Bleiberecht, Recht auf freie Wohnortwahl, Recht auf Bildung und das Recht auf Arbeitserlaubnis, damit sie eben nicht von Sozialhilfe und Steuergeldern leben müssen.

 

Helfen statt ausgrenzen, damit sie sich integrieren können – das müsste doch zu machen sein. Hoffen wir nur, dass es nicht eines Tages so wird, dass auch wir auf Hilfe von anderen angewiesen sind. Manchmal geht das schneller als man denkt. Ich bin zwar keine Christin, aber der Leitspruch "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ sollte ohne jede Einschränkung gelten. Das denke ich.

 

P. E.